Die ukrainische Armee kämpft: was an der Front passiert

Am Wochenende erzielte die ukrainische Armee taktische Erfolge. Im Osten des Landes hat das russische Militär die Stadt Liman verlassen, im Süden, unweit von Cherson, gibt es Vorstoßerfolge.

LOGISTIKZENTRUM
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte am Sonntag, die Stadt Liman in der Region Donezk sei befreit und vollständig vom russischen Militär gesäubert worden. Dies ist die erste Befreiung einer großen Siedlung nach der Annexion des ukrainischen Territoriums durch Russland – die ukrainische Armee marschierte einen Tag nach der Erklärung der Stadt zum russischen Territorium in Liman ein.
Außerdem war Liman für die russische Armee wichtig, da es ein wichtiges Logistikzentrum auf den Routen für die Waffenversorgung des Kriegsgebiets im Süden war.
Russische Einheiten verließen größtenteils die Einkreisung in Liman und rückten in die nächste Verteidigungslinie in der Stadt Kremennaja im benachbarten Gebiet Lugansk vor.
„Unsere Einheiten schießen das Feuer in Kremennaja weiter, um zu verhindern, dass der Feind sich festsetzt. Die Minenräumung des Territoriums und die Suche nach Konzentrationen des russischen Militärs in den Wäldern in der Nähe von Liman werden ebenfalls fortgesetzt, die Situation in der Stadt hat sich stabilisiert“, – sagte Sergei Cherevatyj, Sprecher der Ostgruppe der Streitkräfte der Ukraine.
Cherevatyj gab auch an, dass die ukrainischen Einheiten das strategisch wichtige Dorf Torskoye eingenommen hätten, das am Weg nach Kremennaja in 22 Kilometern Entfernung liegt.
Das Verteidigungsministerium der Russischen Föderation erkannte den Verlust von Liman an. „Die Truppen verließen Krasny Liman (die russische Version des Stadtnamens) wegen der drohenden Einkreisung und zogen sich auf vorteilhaftere Linien zurück“, – sagt die Behörde.

STOLTENBERG UND LAMBRECHT
Der Erfolg der Streitkräfte der Ukraine bei der Wegnahme von Liman wurde vom NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zur Kenntnis genommen.
„Es zeigt, dass die Ukrainer Fortschritte machen und in der Lage sind, die russischen Truppen dank Mut, Tapferkeit und Fähigkeiten zurückzudrängen, aber natürlich auch dank moderner Waffen, die von den USA und anderen Verbündeten bereitgestellt werden“, – sagte Stoltenberg in einem Interview mit NBC .
Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht nannte die Befreiung von Lyman einen großen Erfolg für die Ukraine, aber noch keinen Wendepunkt im Krieg.
„Es ist ein großer Erfolg, aber kein Wendepunkt. Und deshalb ist es so wichtig, das ukrainische Militär zu unterrichten, auch für die Zukunft“, – sagte Lambrecht im Gespräch mit der ARD.
Sie fügte hinzu, dass der Krieg „Monate“ dauern würde.
Am Tag zuvor war Lambrecht zum ersten Mal seit Beginn der groß angelegten Invasion am 24. Februar in der Ukraine eingetroffen. In Odessa traf sie sich mit ihrem ukrainischen Kollegen Oleksii Reznikov.
Die Ministerin versprach, dass die Ukraine in wenigen Tagen das erste von mehreren von Berlin zugesagten Luftverteidigungssystemen IRIS-T erhalten wird.

ERFOLG IM SÜDEN
Auch dem ukrainischen Militär geht es in südlicher Richtung der Front gut.
Die Morgenmeldung des Einsatzkommandos „Süd“ besagt, dass auf der linken Flanke in südlicher Richtung Teilerfolge erzielt werden konnten, aber vorerst hat man gebeten, voreilig positive Nachrichten nicht zu melden.
Die Situation im Süden bleibt angespannt und dynamisch, das ukrainische Militär ist aktiv, hat teilweise Erfolge im nördlichen Teil der Richtung, hat die Initiative in den zugewiesenen Gebieten und im Vorrücken.
Das Kommando drängt jedoch darauf, nicht einmal positive Nachrichten über die erfolgreichen Aktionen der Streitkräfte der Ukraine zu melden. Der Informationsverlust kann das Leben des ukrainischen Militärs und der Zivilbevölkerung der Siedlungen kosten, in denen die operativen Kampfhandlungen stattfinden.