Pflegereform: Kritik hält an, aber Lauterbach ist unbeirrbar

Mai 26, 2023
13:43
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Mai 26, 2023
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Wie pflegebedürftige Menschen ihr Leben weiterleben, beschreibt die tagesschau an einem Beispiel

Jochen Springborn hat noch weniger Zeit für den Alltag. Er muss sich regelmäßig um seine Frau kümmern, die an Multipler Sklerose erkrankt ist. Jeder Tag beginnt früh am Morgen. Um 6.30 Uhr werden Medikamente verabreicht, um 7 Uhr kommt der ambulante Pflegedienst zu Hilfe. Um 7.30 Uhr beginnt ein 54-jähriger Mann mit der Arbeit in seinem Heimbüro. Um 8.00 Uhr frühstückt er mit seiner Frau und arbeitet in diesem Tempo manchmal bis 23.00 Uhr weiter. In der Nacht steht er zweimal auf, um sich um seine Frau zu kümmern. Die Arbeit, die er dank seines Arbeitgebers, der Stiftung Evangelische Schulen der Evangelischen Kirche von Berlin (EKBO), hauptsächlich zu Hause verrichten kann, kann er weiterhin in Vollzeit ausüben. Zweimal steht er Bei Pflegegrad 5 übernimmt die Pflegekasse dabei etwa 2.095 Euro. Allerdings wären die Kosten für die ambulante Pflege im vergangenen Jahr von 4.000 Euro auf 5.300 Euro gestiegen. Der Eigenanteil hätte sich also von etwa 2.000 auf 3.300 Euro erhöht. Das konnte Jochen Springborn nicht schultern. Die Unterstützung durch den Pflegedienst musste er deshalb wieder reduzieren.

Anhebung der Pflegeleistungen „eine Ohrfeige“Dass die Pflegeleistungen für die ambulante und häusliche Pflege im kommenden Jahr um 5 Prozent erhöht werden sollen und im darauffolgenden Jahr um 4,5 Prozent, empfindet Jochen Springborn als „Ohrfeige“. Anhebung der Pflegeleistungen „eine Ohrfeige“Dass die Pflegeleistungen für die ambulante und häusliche Pflege im kommenden Jahr um 5 Prozent erhöht werden sollen und im darauffolgenden Jahr um 4,5 Prozent, empfindet Jochen Springborn als „Ohrfeige“. Die Sozialverbände hingegen sind mit der Erhöhung nicht zufrieden. Angesichts der hohen Inflation sei sie zu niedrig, sagt Verena Benthele vom Sozialverband VdK Deutschland. Das ist ein Grund für die Einschränkungen und hat unglückliche Folgen. So müssen pflegende Angehörige oft lange Zeit nach einer Kurzzeitpflege suchen. In manchen Fällen ist es unmöglich, eine solche zu finden.

Dennoch ist das Gesundheitsministerium wohl überzeugt, dass die Pflegereform der richtige Weg ist. Verteidigt wird sie von Karl Lauterbach (SPD), der die Kritik zurückweist. Insgesamt sollen jährlich 6,6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden. Finanziert werden soll dies durch höhere Beiträge. Außerdem sollen die Beiträge nach der Zahl der Kinder gestaffelt werden. Tatsächlich sieht das Lauterbach-Gesetz eine ganze Reihe von Maßnahmen vor. Neben der Erhöhung des Pflegegeldes um 5 % wird auch der Zuschlag für Pflegebedürftige in Heimen angehoben. Die Ampelfraktionen haben sich auf ein so genanntes Pflegebudget geeinigt. Ab Juli 2025 soll es möglich sein, Verhinderungs- und Kurzzeitpflegegeld im Wert von 3.539 Euro flexibel zu kombinieren. Für Eltern von pflegebedürftigen Kindern steht dieses Budget in Höhe von 3.386 Euro ab Anfang 2024 zur Verfügung.

Verteidigt wird sie von Karl Lauterbach (SPD), der die Kritik zurückweist

Karl Lauterbach

In der Koalition gibt es keine Einigkeit und keine ausdrückliche Befürwortung der genannten Maßnahmen. Die Ampel stößt auf Kritik. „Die Grünen sind der Meinung, dass in der Frage der Reform noch viel mehr getan werden kann. Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, mehr Steuergelder in das Pflegesystem zu stecken, erinnern die Abgeordneten. Dabei geht es um die Finanzierung von Rentenbeiträgen für pflegende Angehörige oder die Deckung der pandemiebedingten Mehrkosten.

Die CDU/CSU nennt die Reform eine „Luftblase“. Trotz der Ausweitung werde das Pflegegeld zunehmend hinter der Inflationsrate zurückbleiben, sagt CDU-Sprecher Tino Sorge.

Die Krankenkassen sind von den langfristigen Perspektiven der Reform noch nicht überzeugt. „Die Ampel steht weiter auf grün“, sagt die Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. Die notwendigen Verbesserungen in der ambulanten Versorgung sind derzeit noch sehr gering. Die Pflegesozialversicherung wird die fünf Milliarden Euro Kosten für die Krone nicht decken. Die Rentenbeiträge pflegender Angehöriger werden nicht dauerhaft durch Steuerzuschüsse finanziert. Stattdessen wird versucht, die sich abzeichnende finanzielle Schieflage allein durch Beitragserhöhungen zu decken“, stellt er fest. Eine tragfähige Lösung für die soziale Pflegeversicherung ist offenbar noch nicht gefunden worden.

Igor Telezhnikow

Journalist, Presseberichterstatter Er arbeitete im ukrainischen Fernsehen, nahm an den Kultur- und Bildungsprogrammen teil. Die Arbeit bezieht sich auf aktuelle Fragen des gesellschaftspolitischen Lebens. Er mag die Kunst und die Welt um ihn herum.

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