Wie das neue Twitter von Elon Musk aussehen wird: drei Entwicklungsszenarien

Nach der offiziellen Übernahme von Twitter hat Ilon Musk die Anwältin entlassen, die maßgeblich am Verbot des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump beteiligt war. Vijaya Gadde, die Leiterin der Abteilung Recht, Politik und Vertrauen, war eine von vielen Schlüsselfiguren, die das Unternehmen nach dem Deal mit Musk verließen.

Verschiebung an der Spitze
Gaddes Entlassung erfolgte inmitten der von Musk angekündigten Pläne zur Aufhebung aller lebenslangen Verbote, einschließlich des von Trump verhängten. Er sagte auch, er wolle, dass Inhalte nur dann von der Website entfernt werden, wenn dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Dies steht im Gegensatz zu Twitters bisheriger Politik, Inhalte aus verschiedenen Gründen wie gezielter Belästigung, Spam und Hassreden zu sperren.
Die ersten 24 Stunden, in denen Musk Eigentümer von Twitter war, waren chaotisch: Mehrere Schlüsselfiguren des Unternehmens wurden von ihren Posten entfernt. Neben Gadde verließen auch CEO Parag Agrawal, CFO Ned Segal und der Chefsyndikus Sean Edgett das Unternehmen. Alle vier sollen von Sicherheitskräften „eilig“ aus dem Gebäude begleitet worden sein.
Musk hatte Gadde schon vor der 44-Milliarden-Dollar-Übernahme des Unternehmens öffentlich kritisiert, so dass ihre Entlassung nicht überraschend kam. Gadde löschte ihren Beitrag bei dem Unternehmen schnell aus ihrer Twitter-Bio, was darauf hindeutet, dass auch sie die Nachricht erwartet hatte.

Drei Entwicklungsszenarien
Experten halten drei Szenarien für möglich. Im ersten Fall könnte Musk die Träume der MAGA-Szene (Make America Great Again) in den USA verwirklichen und alle blockierten politischen Konten freigeben, insbesondere in den USA. Dabei wird er sich für die extremste Version der Freiheit entscheiden, ohne Rücksicht auf die Hauptnutzer und Werbekunden von Twitter.
Es besteht jedoch die Gefahr, dass sowohl Anzeigenkunden als auch viele relevante Nutzer den Dienst aufgeben und sich für Alternativen wie die offene Plattform Mastodon entscheiden. Ein Massenexodus würde alle Pläne von Musk zunichte machen, daher ist ein allzu radikaler Ansatz unwahrscheinlich.
Im zweiten Szenario könnte Musk die freie Meinungsäußerung auf Twitter ausweiten, aber Extremisten blockieren lassen. Hier, wie auch in anderen europäischen Ländern, könnte dies nur durch Gesetze wie das Netzdurchsetzungsgesetz eingeschränkt werden. Allerdings würden die Kunden der Anzeigen in diesem Fall weitgehend bleiben.
Drittens könnte Musk einen technoliberalen Ansatz verfolgen und versuchen, die Probleme des sozialen Netzwerks zu lösen, indem er die Nutzer genauer untersucht. Ein Ansatz, den er bereits erwähnt hat, wäre eine zusätzliche bezahlte Verifizierung, die gegen Netze anonymer Twitter-Trolle helfen könnte, die oft Retweets nutzen, um radikale Beiträge überhaupt erst zu markieren.

Aktualisierungen sind in Vorbereitung
Welches Unternehmensszenario Musk auch immer wählt, er wird Twitter sicher ein wenig verändern. Am Ende der Woche gab es bereits Anzeichen dafür, dass Musk den gesamten Softwarecode von Twitter ändern könnte: Er hatte bereits seine eigenen Softwareexperten von SpaceX dorthin versetzt, um Probleme im Softwarecode zu identifizieren. Das könnte gut für das Netzwerk sein – zu lange verweigerten Musks Vorgänger selbst einfache Innovationen wie die Möglichkeit, Tweets nachträglich transparent zu korrigieren.
Auch Twitters Werbesystem ist nicht besonders effektiv: Vielen Nutzern wird völlig irrelevante Werbung angezeigt. Wenn er sich anstrengt, könnte das Ergebnis sein, dass die Nutzer ein moderneres Twitter sehen, das für alle relevant ist.