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Serhat Aktas ist Sommelier und der Inhaber von „der Weinlobbyist – Bistro & Weinbar“ in Berlin-Schöneberg. Hier empfiehlt er seinen deutschen Lieblingssekte.
Die Zeiten, in denen sich der deutsche Qualitätssekt vor großen und industriell hergestellten Massenprodukten verstecken musste, sind vorbei. Heute haben wir eine so hohe Anzahl von Qualitätssekten wie nie zuvor. Die deutschen Weinbauern haben begriffen, dass sie ihre Sekte nicht mehr stiefmütterlich behandeln dürfen. Wollen sie ernst genommen werden, schaffen sie das nur auf der Qualitätsschiene. Aber alles nacheinander.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Sekt und einem Qualitätssekt beziehungsweise Qualitätsschaumwein? Der Verbraucher weiß es kaum, aber es ist sehr simpel: Wenn auf der Flasche nur „Sekt“ steht, dürfen die Trauben aus der gesamten EU kommen.
Nur „Deutscher Sekt“ garantiert Trauben aus dem deutschen Anbau. Die nächste Stufe wäre Sekt b.A. (Sekt aus bestimmten Anbaugebieten). Hier müssen die Trauben aus einem der 13 deutschen Anbaugebiete stammen. Bis hierher kann, muss der Sekt aber nicht nach dem traditionellen Flaschengärverfahren hergestellt werden. Falls doch, muss er mindestens neun Monate auf der Hefe liegen. An der Spitze der Qualitätspyramide kommt der Winzersekt. Er muss alles erfüllen, was Sekt b.A. auch muss, zusätzlich ist die Flaschengärung Pflicht, und die Trauben müssen vom eigenen Besitz stammen.
Eine wichtige Info noch: die Hefelagerung! Sobald der Grundwein in die Schaumweinflasche kommt, werden Hefe und Zucker zugesetzt, damit in der Flasche die zweite Gärung stattfindet. Dadurch entsteht die natürliche Kohlensäure. Wenn die Hefen den Zucker in Alkohol umgewandelt haben, sterben sie ab und fangen an, sich zu zersetzen. Im Fachjargon sagt man „Hefeautolyse“ dazu. Dies ist ein sehr wichtiger Prozess bei der Sektherstellung, denn je länger der fertige Sekt auf der Hefe liegt, umso komplexer wird er.
Und nun präsentiere ich Ihnen zehn meiner Lieblingssekte aus diesem Jahr.
Der junger Winzer Mark Barth ist das perfekte Beispiel für einen Winzer, der sowohl Still- als auch Schaumweine auf dem höchsten Niveau produzieren kann. Wer Premiumsekte haben will, sollte zu den Lagensekten Schützenhaus und Hassel greifen, denn Barth ist bei den Lagensekten ein Pionier. Meine Empfehlung ist aber sein Gutssekt „Riesling Brut“. Wer Lust auf einen unkomplizierten und fruchtig-frischen Sekt hat, der großen Trinkspaß garantiert und wo man nach dem ersten Schluck am liebsten direkt die zweite Flasche kaltstellen will, ist hier genau richtig. Denn dieser Sekt ist der perfekte Aperitif, ohne dass unbedingt ein Essen folgen muss.
Die Gebrüder Aldinger vinifizieren im schwäbischen Remstal Weine auf höchstem Niveau: von Riesling über Spätburgunder bis zum Lemberger. Auch wenn die Sekte nur einen kleinen Teil der gesamten Produktion ausmachen, sind sie keineswegs „Nice to have“-Produkte. Die Aldingers machen keine halben Sachen. Der Grundwein des „Brut Nature 2015“ aus den klassisch-französischen Rebsorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier wurde zehn Monate in Barriques ausgebaut und anschließend zum Sekt vergoren. Weitere fünf Jahre durfte der Sekt nach der zweiten Gärung in der Flasche auf der Hefe liegen, bevor die Genießer mit den Korken knallen konnten. Ein Schaumwein mit viel Substanz, Komplexität, toller Cremigkeit und Hefe- sowie Brotaromen, die durch die lange Hefelagerung entstanden.
Der Winzer Volker Raumland hatte schon viele Titel: Sektkönig, Sektpapst, Perlkönig … Ich finde, alle Titel stimmen. Denn wenn sie einer in diesem Land bekommen sollte, ist es gewiss Volker Raumland. Eines der wenigen reinen Sektgüter dieses Landes und das einzige bzw. das erste Sektgut in der VDP (Verband deutscher Prädikatsweingüter). Der „Blanc de Noirs Grande Réserve“ aus der Lage „Hohen-Sülzen Kirchenstück“ aus reinem Pinot Noir lag sage und schreibe zehn Jahre auf der Hefe, bevor er verkauft werden durfte. Ein Sekt auf dem höchsten Niveau, der selbst den fanatischsten Champagnertrinker zum deutschen Sekt bekehren kann.
Wer in Deutschland gute Rosésekte trinken will, kommt am Deidesheimer Wein- & Sektgut Reichsrat von Buhl nicht vorbei. Schon vor vielen Jahren hat das Gut die Weichen für den Qualitätssekt gestellt. Der 2014er „Prestige Rosé“ lag ganze 72 Monate auf der Hefe und ist zweifellos einer der besten Rosésekte des Landes. Eine unglaublich hohe Komplexität, große Vielfalt an Aromen, harmonische Säurestruktur, feine Perlage, angenehme Tannine sowie ein außerordentlich langer Abgang mit tollem Nachgeschmack.
Hessische Bergstraße ist das kleinste Anbaugebiet Deutschlands. Das ist aber kein Hindernis, um großartige Sekte zu produzieren. „Ich bin Winzer geworden, weil ich einen Beruf lernen wollte, der sich nach Berufung, nach Lebenssinn anfühlt“, lautet das Lebensmotto des Jungwinzers Niko Brandner. Dass er seinen Beruf gemeistert hat, bestätigen unzählige Auszeichnungen von führenden Weinkritikern. Griesel ist inzwischen eine Größe in Deutschland und einer der ersten Namen, wenn man über Qualitätssekt spricht. Der 2019er „Blanc de Blancs Tradition“ aus den Rebsorten Pinot Blanc und Chardonnay ist das Aushängeschild des Gutes. Mindestens 20 Monate lag er auf der Hefe und eignet sich hervorragend als Aperitif und Begleiter zu leichten Speisen.
Rheingau und Pinot Noir? Ist Rheingau nicht eine Hochburg des Rieslings? Ja, ist es, aber die zweitwichtigste Rebsorte ist dennoch Pinot Noir, auf die sich das Weingut Chat Sauvage spezialisiert hat. Die Winzerin Verena Schöttle gehört zweifelsfrei zu den besten Pinotproduzenten des Landes. Sie mag aber den Pinot nicht nur als Stillwein, sondern auch als Schaumwein, und vinifiziert demzufolge auch einen hervorragenden Rosésekt aus ihrer Lieblingsrebsorte. Wer einen saftigen, fruchtigen, knackigen und gut ausbalancierten Rosésekt sucht, wird bei Verena Schöttle eine Punktlandung hinlegen.
Auch wenn der Sauvignon Blanc seit ein paar Jahrzehnten in Deutschland immer mehr angebaut wird, ist er dennoch ein Exot, zumindest als Sekt. Man kennt ihn unter anderem aus dem Loiretal in Sancerre oder aus dem Nachbarland Österreich aus der Steiermark. Das Weingut Zeter vinifiziert eine ernstzunehmende Menge an Sauvignon Blanc, aus der auch ein beachtlicher Sekt produziert wird. Wenn auch dezent, präsentiert sich der Schaumwein in seinem Rebsorten-typischen Stil, welcher im Vergleich zu den gängigen Rebsorten weniger fruchtig, mehr vegetabil, pflanzlich und kräutrig ist. Mit einer beeindruckenden Frische, schlankem Körperbau, einem langen und präzisen Nachhall imponiert er dem Genießer auf ganzer Linie.
„Hochwertiger Wein ist die Basis für den Sekt“, so Norbert Bardong. Stimmt auf ganzer Linie, denn aus schlechten Trauben bzw. minderer Weinqualität kriegt man keinen guten Sekt hin. Die 1984 gegründete Rheingauer Sektkellerei befindet sich unweit der berühmten Wein-Hochschule Geisenheim. „Unsere Sekte werden nur im traditionellen Flaschengärverfahren hergestellt“, schreibt Inhaber Bardong auf seine Homepage. Kann ich gut nachvollziehen, denn Qualitätsschaumwein kann man nur mit dieser Methode herstellen. Der Riesling aus der Lage „Hallgartener Jungfer“ repräsentiert die qualitätsbewusste Arbeit. Frisch und lebhaft springt er direkt in die Nase. Fruchtig und etwas floral beeindruckt er den Feinschmecker sofort, gefolgt von sehr feinen Hefe- und Nussaromen, die ihn abrunden. Mit einer feinen Perlage, mit für einen Riesling angenehm-harmonischer Säure und dem filigranen Gesamtgerüst animiert er zum mehr Trinken.
Das rheinhessische Weingut ist eher für seine Rieslinge und vor allem Spätburgunder bekannt. Der Winzer Michael Gutzler ist ein Meister darin, seine Gutsweine auf einem hohen Niveau zu vinifizieren. Auch wenn der Sekt nur einen kleinen Anteil seiner Produktion ausmacht, ist er keineswegs minderwertiger. Neben einem Pinot Noir Rosé- und Rieslingsekt produziert er auch einen hervorragenden „Chardonnay Brut Nature“, der nicht nur staubtrocken, sondern auch „weiniger“ ist. Ein Sekt, der viel Stoff, Kraft und Phenole anbietet. Milde Perlage, puristisch und breitschultrig im Abgang.
Das junge Paar Anna Spanier und Christian Krack führt das Deidesheimer Sekthaus seit 2015. Ihr Ziel: den deutschen Sekt an die Spitze bringen. Mit ihren Sekten tragen sie definitiv dazu bei. Schon bei der ersten Gärung geht das Paar anders an die Sache ran und lässt den Most in Eichenholzfässern gären. Der fertige Grundwein bleibt bis zum nächsten Sommer in den Fässern, bevor er in die zweite Gärung geht. Der „Weißburgunder Blanc de Blancs“ ist ein sehr guter Vertreter des Hauses. Mit einem vielfältigen Aromenspektrum von Würzigkeit bis hin zu Fruchtnoten präsentiert er sich sehr spannend. Während sich die Aromenvielfalt am Gaumen wiederholt, folgen eine belebende Frische, Cremigkeit, Saftigkeit und leichte Buttrigkeit sowie Röstaromen, die dank der Holzfass- und Hefelagerung entstanden sind.
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